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 Dorfgeschichte / Bengen heute / Bombenentschärfung in Bengen

Bombe bringt Bengen nicht aus der Ruhe

Zeitungsbericht des Generalanzeigers über die Bombe in Bengen

Unter dieser Überschrift hat der Generalanzeiger über den Bombenfund bei Bengen und die Entschärfung der Bombe in der Ausgabe vom 25.10.2007 in der Rubrik "Lokales" berichtet.

Da dies unserer Meinung nach derjenige Zeitungsartikel ist, der den Sachverhalt am genauesten darstellt, möchten wir Ihnen den Text nicht vorenthalten. Der Artikel wurde geschrieben von Christiane Schulze.

GROSSEINSATZ - Experten entschärfen Fünf-Zentner-Blindgänger auf einem abgeernteten Maisfeld. Das ganze Dorf Bengen wird evakuiert, die A61 kurzzeitig gesperrt. Die meisten Bewohner sind an ihren Arbeitsplätzen

GRAFSCHAFT. Stille liegt über dem Grafschafter Dorf Bengen. Auf den Straßen fährt kein Auto, selbst auf der A 61-Autobahnbrücke, die über das Tal führt, bewegt sich nichts mehr. "Bei der Ruhe könnte man in Bengen Ferienwohnungen vermieten", witzelt einer. Die Turmuhr von Sankt Lambertus schlägt elf. Die Gemeinde hat den 500 Einwohner zählenden Ortsbezirk evakuieren lassen. Auf dem abgeernteten Maisfeld unterhalb des Sportplatzes soll um 11 Uhr eine Bombe entschärft werden. Ursprünglich war verbreitet worden, dass der Fund gesprengt werden müsse. Das hatte sich aber als falsch erwiesen.

Von der Lambertushütte auf dem gegenüberliegenden Berg aus beobachten Bürgermeister Achim Juchem und Wehleiter Erich Krupp das Geschehen auf dem Maisfeld. Da sind aus der Ferne zwei Gestalten zu erkennen, die sich einem Erdhügel nähern und dann nach unten verschwinden. Vor dem Loch bezieht ein Bagger Position. Nur wenig später klingelt Krupps Handy. Am anderen Ende ist Räumungsleiter Dietmar Schmid vom Kampfmittelräumdienst. Die Bombe ist entschärft. "Es gab überhaupt keine Probleme", es ist wunderbar gelaufen", sagt er später.

Nach wenigen Minuten liegt der Fund zwischen den Maisstoppeln, der Bagger schaufelt das Loch wieder zu. Zum Vorschein gekommen ist eine amerikanische Fünf-Zentner-Bombe, eine "relativ normale Bombe", erklärt Räumgruppenleiter Schmid, der zusammen mit seinem Stellvertreter Frank Bender, Fürgen Wagner am Bagger sowie Ralf Reichert und Marco Ofenstein am Einsatzort war.

An einer Kette haben die Experten die Bombe aus drei Metern Tiefe nach oben gezogen. Die Kette konnte an einer an der Bombe vorhandenen Metallöse eingehakt werden. Auf dem rostigen, lehmigen Fundstück liegen die beiden Zünder, die entfernt worden sind. Von Bengen aus wird die Bombe in ein Zwischenlager gebracht, berichtet Schmid. ohne Zünder könne sie transportiert werden. Eine restliche Gefahr besteht dennoch: "Wir wissen nicht, wie sich der Zündstoff nach 60 Jahren verhält."

Beim Auswerten alter Luftbildaufnahmen hatten die Experten des Kampfmittelräumdienstes schon vor Monaten die Einschlagstelle gefunden, mit der Bergung aber gewartet, bis der Bauer seinen Mais geerntet hatte. Der Aufschub war möglich, da der Landwirt ohnehin 50 oder 60 Jahre mit seinen Maschinen über der Bombe gearbetet hatte.

Nach dem Abschluss der Arbeit versammeln sich die an der Großaktion Beteiligten in der Bengener Mehrzweckhalle, wo die Gemeinde Kaffee, Suppe, Brot und Wurst zur Stärkung bereitgestellt hat. 40 Kameraden aus allen Grafschafter Löschgruppen waren im Einsatz, außerdem 20 Polizeibeamte von der Inspektion Ahrweiler und dem Bezirk Mayen, neun Mitarbeiter des Grafschafter Bauhofs sowie mehrere Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung. DRK und Flugrettungsdienst waren eingeschaltet.
 
Vollsperrung der A61 bei Bengen während der Entschärfung der Bombe
Vollsperrung der Autobahn A61. (Quelle: Generalanzeiger vom 25.10.07)

Die Feuerwehr hatte alle Wege in dem gefährdeten Kreis rund ums Dorf abgeriegelt und am Morgen an allen Häusern geklingelt, um sicher zu sein, dass die Bewohner Bengen verlassen haben. Die Polizei hatte die Straßen im weiten Umkreis dicht gemacht. Selbst der Luftraum über Bengen war bis in eine Höhe von 1.500 Metern gesperrt.

Bengens Ortsvorsteher Karl-Heinz Manhillen verfolgt das Geschehen mit aller Ruhe. Bereits in der vergangenen Woche hatte der Kampfmittelräumdienst ihn über die Sachlage informiert. "Ich denke, die Bombe war für Bad Neuenahr bestimmt", sagt er und berichtet, dass die Bergung schon am Dienstag begonnen hatte: Die Bombe war freigelegt und die Zünder waren mit Sandstrahlgebläse gereinigt worden. Die ganze nacht über hatten Feuerwehrleute den Fund bewacht:

"Wir mussten innerhalb weniger Stunden alles auf die Reihe bringen, und es hat top geklappt", resümiert Wehrleiter Krupp bei der Schlussbesprechung. Außer den Feuerwehrkameraden, den Polizeibeamten, den Mitarbeitern der Verwaltung dankt er den Bengener Bürgern für die gute Zusammenarbeit. Sie waren mit Handzetteln und Lautsprechern aufgefordert worden, den Ort zu verlassen. "Wenn das nicht geklappt hätte, hätte es Verzögerungen gegeben", erklärt Krupp. Den Termin für die Entschärfung am späten Vormittag hatte die Gemeinde gewählt, weil dann die Kinder in der Schule und die Berufstätigen an ihren Arbeitsstellen sind. "Andere haben die Zeit für Arztbesuche und Einkäufe genutzt", berichtet Manhillen.

So kann der Ringener Ortsvorsteher Toni Palm die Ringener Turnhalle, in der die Bengener Obdach finden sollten, schnell wieder abschließen. Das kleine Grüppchen von einem Dutzend Personen bewirtet er im Foyer des Bürgerhauses. Nach Ringen ist auch Pfarrer Kurt Groß aus Karweiler gekommen, um seine Gemeindemitglieder zu betreuen. Die Senioren nehmen die Sache gelassen. Im Krieg wurde lediglich ein Schuppen durch eine Bombe zerstört, berichtet Ursula Rieck. Allerdings setzten Brandbomben einige Scheunen im Unterdorf in Brand. "Da haben wir als Kinder mit Eimern beim Löschen geholfen", berichtet sie.

Gestern Morgen ist kurzfristig von drei Bomben die Rede, die in Bengen entschärft werden sollen. An Ort und Stelle findet der Kampfmittelräumdienst jenseits der Autobahn aber lediglich einen Brandbombencluster (Behälter) mit ausgebrannten Bomben. Auch der wird entfernt. Ein anderer Fund erweist sich als Schrott.

Für Bengener Bürger und die Verantwortlichen in der Gemeinde ist die Entschärfung so etwas wie eine Generalprobe: Der Kampfmittelräumdienst hat im Wald Richtung Bad Neuenahr zwölf weitere Einschlagstellen ermittelt. Die sollen in den kommenden Wochen näher untersucht beziehungsweise die Bomben entschärft werden.

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